Recap SEOkomm 2024: Ein Fest der Expertise
Im Rahmen der Online Expert Days fand am 22. November 2024 die SEOkomm in Salzburg statt – und das schon zum 15. Mal. Auf dieser Konferenz kommen SEO-Expert:innen aus dem deutschsprachigen Raum zusammen, um ihr Wissen zu teilen und sich über die neuesten Entwicklungen auszutauschen. Für mich als erstmalige Besucherin einer SEO-Konferenz war es ein wahres Fest der Expertise. Von der Zukunft der SEO über die Search Experience und Barrierefreiheit bis zu KI und E-E-A-T: Die Speaker:innen gewährten spannende Einblicke.
Eröffnung mit eigenem Themesong
Geballtes Fachwissen gepaart mit ausgelassener Stimmung – das war mein Eindruck der SEOkomm 2024. Das lag wohl auch an der aufsehenerregenden Eröffnung, die Björn Darko vom SEOPRESSO-Podcast mit dem Themesong „Badda Boom Badda Bang“ hinlegte und damit die SEO-Welt zum Grooven brachte. Diese Showeinlage war zunächst unerwartet. So wie ich die SEOkomm anschließend erlebte, war sie aber genau passend für diese besondere Konferenz, die jedes Jahr so viele SEO-Expert:innen in die Mozartstadt an der Salzach lockt. Kommen wir nun zu meinem Recap der spannenden Vorträge, die ich anhören konnte.
Keynote der SEOkomm 2024: The Future is WHAT von Bastian Grimm
Bastian Grimm, CEO und Co-Founder von Peak Ace, hielt die Keynote der SEOkomm 2024. In dieser beschäftigte er sich mit der SEO-Zukunft. Zunächst fasste er jedoch das für die Suchmaschinenoptimierung ereignisreiche Jahr 2024 zusammen. Vom Google Leak über die Anhörung Googles vor dem US-Justizministerium bis zu den bisher fünf offiziellen Google Updates – in diesem Jahr ist viel passiert.
Hinzu kommt, dass der Suchmaschinen-Gigant bei dem Thema KI „all-in“ ist. Von AI Overviews in 100+ Ländern außerhalb Europas über Gemini bis zum Projekt Astra, einem multimodalen AI-Assistenten, der 2025 erwartet wird. Das zeigt sich bereits in den SERPs, in denen das organische Shopping nachlässt. Denn mit Google Shopping erhalten Nutzer:innen eine KI-basierte Zusammenfassung. Grimm sagt voraus, dass PDPs und Kategorieseiten verlieren würden und Google das Product Knowledge Panel weiter ausbaue.
Marke zählt mehr denn je
Da YouTube und die Anzahl von Videos wächst, geht Grimm zudem davon aus, dass der klassische Funnel zu eindimensional werde. Menschen suchten aufgrund emotionaler Bedürfnisse und daher müssten sich Online-Marketing-Expert:innen auf die gesamte Journey von der Information bis zur Problemlösung konzentrieren. Dabei spiele die Markenpräsenz eine entscheidende Rolle. Sie stärke SEO-Maßnahmen und steigere die Conversionrate.
Für ein effizientes Performance-Marketing sieht Grimm die Brand Awareness als Grundlage. Denn wenn die Wiedererkennung einer Marke hoch sei, beeinflusse dies die Klick-Präferenz von Nutzer:innen und gebe Seiten einen Post-Ranking-Boost. Daher geht Grimm davon aus, dass die Zukunft darin bestehe, SEO und Branding smart miteinander zu kombinieren und sich auf den organischen Omnichannel zu konzentrieren. Daher sein Fazit: „The Future is BRA(I)ND“.
Make keyword human again von Isis Sarah Neuerbourg
Nach so viel KI in der Keynote sprach mich der Titel des Vortrags von Isis Sarah Neuerbourg von morefire direkt an: „Make keyword human again“. Die SEO-Expertin zeigte anhand verschiedener Beispiele, wie Google die Suchergebnisse anhand der Bedürfnisse der Suchenden, aktuellen Ereignissen und Nutzersignalen anpasst. Damit verdeutlichte sie, dass die Search Experience Optimization (SXO) immer wichtiger werde, um die Bedürfnisse der Menschen hinter einer Suchanfrage besser zu verstehen.
Anhand des First-Screens, auch Above-the-fold genannt, würden Nutzer:innen bereits eine erste Einschätzung treffen, ob die Seite tatsächlich ihren Bedürfnissen entspreche. Dabei gelte es, Nutzerfragen möglichst direkt zu beantworten, um Suchende auf der Seite zu halten und ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Dabei helfe es, den User-Need in einem Satz zusammenzufassen und anschließend die Zielseite auf diesen zu überprüfen bzw. sie darauf zu optimieren.
Neuerbourg betonte, dass ein Match zwischen User-Need und Zielseite zu besseren Rankings durch positive Nutzersignale führe. Und das wiederum steigere Traffic und Conversions. Somit gelte es zwar weiterhin, die Snippets zu optimieren, aber auch die Zielseite – für einen positiven SXO-Output. Das Rad müsse man, wie so oft in der Suchmaschinenoptimierung, jedoch nicht neu erfinden. Den User-Need könne man sich gut bei Wettbewerbern abschauen.
Schon barrierefrei? WCAG-Audit mit dem Screaming Frog von Kai Radanitsch
Obwohl ich noch wenig Erfahrung mit dem Screaming Frog habe, konnte ich dem Vortrag von Kai Radanitsch von der eBusinessLab GmbH gut folgen. Das Thema Barrierefreiheit betrifft jeden – vor allem, da dies für Websites ab Sommer 2025 gesetzlich vorgeschrieben ist. Barrierefreiheit beschreibe nach Radanitsch dabei nicht nur einen hohen Kontrast und große Buchstaben. Auch die Rot-Grün-Schwäche solle bei der Farbauswahl und dem Text berücksichtigt werden. Bereits jetzt bevorzuge Google BFSG-konforme (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz) Seiten.
Das zeige sich beispielsweise am Accessibility Tree in der Toolbar des Chrome-Browsers. Dieser helfe dabei, Kontraste barrierefrei zu optimieren. Dabei würde zwischen drei Stufen unterschieden: A, AA und AAA. Radanitsch empfahl die interaktive Einstellung AA, da AAA nur für Seiten für die seheingeschränkte Zielgruppe sinnvoll sei. Mithilfe des Screaming Frogs ließen sich im Reiter „Barrierefreiheit“ Überschriften und Lesbarkeit prüfen.
Für Medien wie Video und Audio gab Radanitsch an, dass sie Untertitel haben sollten. Bei Bildern seien auch ALT-Texte unumgänglich, um Barrierefreiheit zu gewährleisten. Diese sollten auf einen Punkt enden, damit Screenreader diese verständlich vorlesen könnten. Vieles davon war mir nicht neu. Eine neue Erkenntnis war hingegen, dass Screaming Frog vorgefertigten Prompts für LLM wie ChatGPT hat. Mit diesen kann ChatGPT ALT-Texte erstellen, was die Arbeit deutlich beschleunigt.
SEO einfach einfach: Durch Lösungs- statt Problemorientierung zum Erfolg von Stephan Czysch
Der Titel von Stephan Czysch, der mittlerweile mit searchanalyzer.io selbstständig ist, bringt es auf den Punkt: SEO muss durch neue Begriffe wie „Ranch Style Content“ oder „Content Pruning“ nicht unnötig verkompliziert werden. Denn die Erfolgsfaktoren der Suchmaschinenoptimierung seien allseits bekannt. Wichtiger sei für Czysch die Frage, welchen Traffic man haben wolle.
SEO-Expert:innen sollten sich nicht scheuen, bestehende Seiten zu überarbeiten, sie zu löschen oder auch zu de-indexieren. Denn oftmals bringe nur ein Bruchteil der Seiten Traffic auf die Website – der Rest sei für die Suchmaschine und Nutzer:innen gleichermaßen unsichtbar. Daher sollte die Devise lauten: maximale Sichtbarkeit für relevante Themen erzielen.
Relevante Einstiegsseiten für Keywords, für die man auch wirklich gefunden werden möchte, seien daher das A und O. Dahingehend sollten bestehende Inhalte geprüft und ggf. überarbeitet werden. Dabei seien auch die Verlinkungen relevant, um eine gezielte Nutzerführung zu gewährleisten. Czyschs Fazit: SEO sei ein Prozess, der mit gezielten Maßnahmen zum Erfolg führe.
Problemfall Struktur von Thomas Zeithaml
Der Co-Founder der Agentur Seoratio Thomas Zeithaml stellte in seinem Vortrag dar, wie Inhalte auf einer Seite organisiert und priorisiert werden sollten, sodass sowohl Nutzer:innen als auch Google einfach navigieren könnten. Wichtig für die Bewertung durch die Suchmaschine seien dabei die Nutzersignale sowie die Topical Authority – also wie viele Seiten zu einem Thema vorhanden seien. Dabei beziehe Google in die Bewertung der Signale alle Terme, die inhaltliche Gewichtung sowie den Linkgraphen ein. Das helfe der Suchmaschine dabei, die Seiten zu kategorisieren und einzuordnen.
Dabei gebe es jedoch einige Fallstricke. So sei es nicht immer sinnvoll, alle Seiten in die Bewertung einfließen zu lassen, da unbeliebte Inhalte die Signale verwässerten. Das könne dazu führen, dass beliebte Inhalte untergewichtet würden. Daher sei es wichtig, Links gezielt zu setzen, relevante Seiten schneller erreichbar zu machen (Stichwort: Klicktiefe) und häufiger zu verlinken. Unnötige Seiten sollten hingegen reduziert werden.
Zeithaml sieht das sogenannte Siloing als Möglichkeit, Links zu sparen. Denn Nutzer:innen würden selten ihr Silo verlassen. So biete es sich in einem Onlineshop für Kleidung beispielsweise an, Damen und Herren in Silos zu trennen, um eine nutzerfreundliche Navigation zu erzielen. Dabei sollten Nutzer:innen schnellstmöglich zu den wichtigen Seiten gelangen – nach max. drei bis vier Klicks. Zeithaml schließt mit dem Fazit, dass es sich lohne, Themencluster zu bilden, gezielte Querverlinkungen zu setzen und unnötige Links zu entfernen.
Expertenstatus im Netz dank KI von Beatrice Eiring
Die promovierte Sprachwissenschaftlerin und SEO-Expertin Beatrice Eiring von eology stellte sich mit ihrem Team die Frage, ob von ChatGPT und Claude erstellter Content den E-E-A-T-Check von Google bestehe. Für ihre noch laufende Studie bauten sie eine Test-Domain mit KI- und Menschen-generiertem Content auf. Die Frage war, ob Google den Unterschied erkenne und dementsprechend anders bewerte.
Alle Texte wurden nach SEO-Standards optimiert. Zudem wurde Feedback von Expert:innen eingeholt, vor allem bei YMYL-Themen. Die Einschätzung dieser zeigte, dass den KI-generierten Texten zu Themen wie Finanzen und Gesundheit oftmals der Mehrwert und die Tiefe fehlten. Häufig stimmten die Zahlen, Daten und Fakten nicht. Aussagen waren zu pauschal oder zu unspezifisch. Vor allem im Bereich Medizin enthielten Claude- und ChatGPT-Texte Fehler und es fehlte die emotionale Komponente. Letzteres könne dazu beitragen, Ängste zu schüren.
Doch wie genau schaut Google hin? Scheinbar noch nicht so genau. Denn die Test-Domain gewinne an Sichtbarkeit und die Rankings verbesserten sich. Letztere seien noch sehr volatil, allerdings gewann Eiring mit ihrem Team bis zum Zeitpunkt des Vortrags eine interessante Erkenntnis: Überraschenderweise führt der Content von Claude vor Inhalten, die von GPT-4o und Menschen erstellt wurden. Es bleibt spannend!
Abschließende Panel-Diskussion der SEOkomm 2024: Fix your basics
Am Ende der spannenden Vortragsreihe fand eine Panel-Diskussion statt. Kernthema war die Frage, was 2025 SEO bringe. Die Expert:innen Irina Hey, Kevin Indig und Bastian Grimm waren sich einig: SEO sei immer im Wandel – und schon seit jeher gewesen. In Zukunft sei es wichtig, multimediale Inhalte und nicht nur Text zu erstellen. So gewännen beispielsweise Video und Podcast mehr Relevanz.
Eine solide SEO-Grundlage bleibe weiterhin relevant. Daher seien eine gute Content-Maintenance sowie Optimierungen immer noch wichtig und sinnvoll. Doch die Expert:innen gehen davon aus, dass aufgrund vom Einsatz von KI und Programmatic SEO weniger Tech-SEO-Themen aufkommen. AI-Shopping sei stattdessen weit vorne.
Fazit zur SEOkomm 2024: Spannende Themen und eine gute Zeit
Auf der SEOkomm habe ich viele neue Eindrücke gewonnen. Zwar waren mir nicht alle Themen neu, aber ich habe frische, spannende Perspektiven erhalten. Einiges davon kann ich in meinen Arbeitsalltag mitnehmen. Die SEOkomm war weitaus größer, als ich zuvor erwartet hatte. Dennoch war sie nicht überladen. Zwischen den spannenden Vorträgen gab es immer genug Zeit, sich mit Gleichgesinnten bei einem Heißgetränk oder Snack auszutauschen und zu vernetzen. Mein Recap zur SEOkomm 2024: Für mich war es ein erfolgreicher Konferenz-Besuch, der mir neue Denkanstöße gegeben hat.