Am 3. und 4. Juni 2025 fand in Köln die CMCX statt – eine Konferenz rund um Content-Marketing, B2B-Kommunikation, Social Media und KI. In den Locations Dock², Harbour.Club und Santos kamen Marketeers, Agenturen und Tech-Anbieter zusammen, um sich über aktuelle Themen der Branche auszutauschen. Für mich war es der erste Besuch der CMCX. Das Programm bot einen guten Überblick über die Fragestellungen, die Marketingteams derzeit beschäftigen. Im Folgenden teile ich mein persönliches Recap der CMCX 2025 mit Einblicken in ausgewählte Vorträge.
Keynote der CMCX 2025 von Björn Bröhl
Den Auftakt machte Björn Bröhl, CEO von Scompler, mit einem Appell für mehr Klarheit im Umgang mit KI: weniger Panik, mehr Positionierung. Er blickte auf den KI-Hype von 2023 zurück und skizzierte, welche Entwicklungen seitdem an Fahrt aufgenommen haben – etwa Agentic AI oder die Kommunikation zwischen KIs über APIs. Technisch sei vieles bereits möglich, im Alltag aber noch nicht flächendeckend im Einsatz.
Bröhl betonte, dass KI im Content-Marketing längst eine zentrale Rolle spiele: Texte, SEO, Kampagnenanalysen oder Chatbots – alles, was sich automatisieren lasse, werde zunehmend automatisiert. Die Folge: mehr Content in kürzerer Zeit, verbunden mit der Herausforderung, Relevanz, Echtheit und Qualität zu sichern. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem „Content-Tsunami“, da noch schneller, viele Inhalte produziert werden könnten.
Für Marketeers sei es daher essenziell, sich aktiv mit KI auseinanderzusetzen – nicht nur operativ, sondern auch strategisch. Wer die Technologie verstehe, könne sie zur eigenen Positionierung nutzen, etwa als interne:r Berater:in mit klarem Kommunikationsziel. Denn es sei nicht die KI, die den eigenen Job gefährde, sondern Menschen, die sie besser einzusetzen wüssten.
Der Turnaround bei der Bahn – wie kommt man mit Emotionen zurück ins Herz der Menschen? von Martell Beck
Martell Beck, CMO der Deutschen Bahn, sprach über die Herausforderungen im Markenauftritt eines Unternehmens, das täglich in der Öffentlichkeit steht. Zwar sei die Bahn omnipräsent, doch die Tonalität sei negativ geprägt – von Verspätungen, überlasteter Infrastruktur und kritischer Berichterstattung. Der Brand Index sei auf einem Allzeittief.
Ein zentraler Hebel, dem entgegenzuwirken, sei die Emotionalisierung. Je stärker die emotionale Bindung zur Marke, desto nachsichtiger werde sie bewertet – selbst bei objektiven Schwächen. Marketing müsse deshalb Nähe schaffen, Geschichten erzählen und positive Erlebnisse fördern.
Beispiele bei der Bahn dafür sind die Webserie rund um „Zugchefin Tina“, Fürsprecher-Kampagnen wie #AlleFahrenBahn oder die TikTok-Aktion #fährtBahn. Auch unerwartete Markenerlebnisse – etwa beim Wacken – sollen die Marke erlebbar machen. Dennoch machte Beck deutlich: Ohne strukturelle Veränderungen im Unternehmen sei der Effekt begrenzt.
Von der Schokowerkstatt in den TikTok-Feed – Warum Inhouse-Content für Ritter Sport auf TikTok gewinnt
Tamara Popp (Global Brand Managerin) und Charlotte Berkel (Brand Managerin) zeigten, wie Ritter Sport TikTok gezielt nutzt, um junge Zielgruppen zu erreichen. Auslöser war die Frage: Was bedeutet eigentlich „gut“ im Claim „Quadratisch. Praktisch. Gut.“? Die Antwort spiegelt sich im Content wider – durch Themen wie nachhaltigen Kakaoanbau, offene Einblicke ins Team und Inhalte, die Nähe schaffen.
Der TikTok-Content entsteht komplett intern: schnell, bunt, humorvoll und flexibel. Das Inhouse-Team kann direkt auf Trends reagieren – mit Formaten wie Rezeptideen, kleinen Büro-Szenen oder spontanen Clips, die zur Markenwelt passen. Wichtig sei, so die beiden, dass der Auftritt authentisch wirke und auf Augenhöhe statt werblich kommuniziert werde.
Ob ein Video gut performt, entscheide sich vor allem in den ersten Sekunden. Visuelle Reize, ein starker Einstieg oder Sound-Snippets sollen sofort Aufmerksamkeit erzeugen. Um die Nutzer:innen bis zum Ende zu halten, setze das Team auf klare Storys, kleine Überraschungen und ein gutes Gespür für Timing. Der Inhouse-Ansatz ermögliche es, Inhalte schnell zu testen, laufend zu optimieren und so wirklich mit der Community in Kontakt zu bleiben.
Social Media Erfolg entschlüsselt: Was Top-Marken anders machen von Lea Sindel
Lea Sindel von Metricool präsentierte Erkenntnisse aus einer groß angelegten Datenanalyse von über einer Million Accounts und mehr als 21 Millionen Posts – mit dem Ziel, herauszufinden, was erfolgreiche Marken im Social Media anders machen. Eine zentrale Beobachtung: Wachstum stagniert oft, wenn Formate nicht weiterentwickelt oder zu schnell wieder verworfen werden.
Top-Performer setzen auf kurze Messzyklen, erkennen Muster und nutzen funktionierende Themen mehrfach – teils auf anderen Plattformen, teils in Serienformaten. Vertikale Videos (z. B. Reels) seien besonders effektiv für Reichweite, gerade bei kleineren Accounts. Entscheidend sei außerdem der Fokus auf echte Communitys statt bloßer Followerzahlen: Dialog, Nahbarkeit und kanalübergreifende Beziehungspflege seien der Schlüssel. Wer dauerhaft wachsen will, müsse zudem aus der eigenen Bubble heraus und sich gezielt von Content Creators innerhalb und außerhalb der eigenen Nische inspirieren lassen.
NIVEA & Gen Z: Von der Familienmarke zur Trendmarke
Lena Lucki (influence.vision) und Lisa Bilek-Knöbl (Beiersdorf) zeigten, wie NIVEA seine Markenstrategie erweitert, um gezielt auch Gen Z anzusprechen – zusätzlich zur lang etablierten Positionierung als Familienmarke. Der Hintergrund: Nur noch rund ein Drittel der jungen Zielgruppe würden klassischen Influencer-Kampagnen vertrauen. Gefragt seien Inhalte, die authentisch wirken, unterhalten und auf Augenhöhe kommunizieren.
Zentrale Elemente der Strategie sind daher visuelles Storytelling, digitale Plattformen wie TikTok und sogenannte Micro-Momente – also kleine, reale Erlebnisse, mit denen sich die Zielgruppe identifizieren kann. NIVEA kombiniert physische und digitale Maßnahmen (phygitale Kampagnen), etwa durch Produkt-Samplings bei Konzerten der Sängerin Sandra Hesch, begleitet von Social-Media-Aktivierungen.
Langfristige Partnerschaften mit ausgewählten Creators – sogenannte Brand Squads – sorgen für kontinuierliche, glaubwürdige Präsenz. Entscheidend sei es, Geschichten zu erzählen, um echte Nähe zur Zielgruppe aufzubauen und so aus Markenbindung Produktaffinität entstehen zu lassen. Denn die Vortragenden waren sich sicher: Aus Brand Love werde Product Love.
Marketing braucht Mut: Wandel gestalten im B2B von Jenny Gruner
Jenny Gruner, Director Global Marketing & Digital Business Transformation bei Hapag-Lloyd, plädierte für mehr Mut im Marketing. Stillstand sei angesichts technologischer Entwicklungen – insbesondere durch KI – keine Option. Wer heute nichts verändert, verliert morgen an Relevanz. Marketing könne Orientierung geben, Vertrauen aufbauen und den Wandel aktiv mitgestalten.
Dafür brauche es ein neues Selbstverständnis: Marketing als strategischer Business-Partner – mit klarem Mindset, echter Kundenzentrierung, agiler Arbeitsweise und mutigen Leuchtturmprojekten. Entscheidend sei Haltung statt bloßer Aktion: Verantwortung übernehmen, offen kommunizieren und Erfolge gemeinsam mit Sales und Product sichtbar machen.
Veränderung entstehe nicht im Alleingang, sondern im Zusammenspiel. Wer mit Pilotprojekten Wirkung erzielt, könne wachsen – personell wie inhaltlich. So entwickle sich Marketing vom Kampagnenmacher zum Business-Shaper. Denn mutige Marketeers gestalten laut Gruner Kommunikation und treiben den Wandel im Unternehmen voran.
Workshops auf der CMCX: KI zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Neben den Vorträgen bot die CMCX auch praxisnahe Workshops – mit einem klaren Schwerpunkt auf dem Einsatz von KI im Content-Marketing. Im ersten Workshop zeigten Silke Reuter und Siamac A. Rahnavard, warum eine fundierte Content-Strategie heute wichtiger ist denn je – gerade angesichts von Informationsflut und KI-gestützter Suche.
Stefan Gass und Fabian Gerhardt von Papirfly betonten, dass KI-Tools nur dann Mehrwert schaffen, wenn sie gut eingebunden und redaktionell begleitet werden. René Dhemant widmete sich schließlich der Verbindung von KI und SEO: Wer in AI Overviews sichtbar sein wolle, brauche relevante Inhalte, strukturierte Daten und Content in konversationellem Ton.
Mein Takeaway: KI kann Prozesse effizienter machen – solange Strategie, Qualität und menschliches Urteilsvermögen Hand in Hand gehen.
Fazit zur CMCX 2025: KI im Fokus und Zeit für echten Austausch
Die CMCX 2025 bot jede Menge Impulse rund um Content-Marketing, Social Media und digitale Kommunikation. Vor allem aber zeigte sich: An künstlicher Intelligenz kommt im Marketing niemand mehr vorbei. Ob in Keynotes, Panels oder Workshops – KI war das bestimmende Thema. Nicht als kurzfristiger Hype, sondern als Entwicklung, die gekommen ist, um zu bleiben.
Neben den fachlichen Einblicken blieb ausreichend Raum für Gespräche: In den Pausen, bei Kaffee oder abends beim Networking war die Stimmung offen und kollegial. Der Austausch mit anderen Teilnehmenden war für mich ebenso wertvoll wie das Bühnenprogramm. Mein Recap zur CMCX 2025: Es war eine Konferenz mit spannenden Impulsen und guter Gelegenheit, aktuelle Entwicklungen einzuordnen und sich mit anderen aus der Branche auszutauschen.